Montag, 10. Juni 2013

18. Kapitel / 3


Schnell zog sie ihre Kleidung von gestern wieder an und als sie zu Carlos trat, konnte sie schon wieder lächeln. Auf der Terrasse, hoch über dem im Morgenlicht glitzernden Fluss, nahmen sie ein reichhaltiges Frühstück zu sich und Kira fühlte sich danach viel besser. Als sie Altos de Chavòn verließen, drehte sich Kira in ihrem Sitz um und schaute lange auf den immer kleiner werdenden Fluss. Carlos, der fühlte, dass es in Kira drunter und drüber ging, hielt sich zurück und so legten sie weite Strecken der Rückfahrt schweigend zurück. Beide hingen ihren Gedanken nach, aber es war kein bedrückendes Schweigen. Als sie ungefähr drei Viertel des Weges hinter sich gelassen hatten, hielt Carlos auf einem kleinen Parkplatz an. Komm, Seesternchen, ich möchte dir etwas zeigen! Er nahm Kiras Hand und nach wenigen Schritten bot sich ihnen ein atemberaubender Ausblick. Sie standen hoch über dem Meer, das sich an riesigen Felsen Gischt aufspritzend brach. Die Bäume um sie herum standen in voller Blüte und es duftete herrlich. Das Meer erschien unendlich weit und am Horizont verflossen Himmel und Wasser zu einer Einheit. Es war ein gigantischer Anblick. Kira holte ihre Kamera aus dem Auto und machte ein paar gute Aufnahmen. Carlos zog sie in seine Arme und küsste sie. Danke, Carlos, danke dass du mir gestern so einen wundervollen Tag und Abend geschenkt hast! Und dieser Ausblick hier…” Kira verstummte und Carlos erwiderte: Nein Kira, ich danke dir, du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt und die fantastische Nacht mit dir war etwas ganz Besonderes für mich. Kira zog es vor, darauf nicht zu antworten und sie setzten ihre Fahrt fort. Bald erreichten sie Las Galeras und Carlos begleitete Kira bis zu ihrer Zimmertür. Er küsste sie zum Abschied und gab ihr die CD von Il Divo die sie gestern Nacht gehört hatten. Damit du unsere wundervolle Liebesnacht nicht vergisst! sagte er leise und Kira musste heftig schlucken, als sie an die Nacht mit ihm erinnert wurde. Sehen wir uns heute Abend? fragte er und Kira konnte nur nicken. Als sie die Zimmertür hinter sich schloss, lehnte sie sich mit dem Rücken dagegen und musste erst einmal tief durchatmen. Als plötzlich ihr Zimmertelefon klingelte, blieb Kira vor Schreck das Herz stehen. Aber es war nur Samantha, die fröhlich fragte, ob sie rüber kommen darf. Kurz darauf begrüssten sich die Freundinnen, als hätten sie sich Wochen lang nicht gesehen. Sammy sah Kira natürlich sofort an, dass irgendetwas nicht im Lot war und sie drängte Kira: Los erzähl schon wie war es? Du guckst, als ob gleich die Welt untergeht! Die beiden machten es sich auf der Terrasse bequem und Sam holte schnell noch eine Cola und zwei Gläser. Dann berichtete Kira von dem wirklich tollen Ausflug nach Santo Domingo. Sie erzählte alles ganz genau, damit Sam sich ein gutes Bild machen konnte. Kira redete von der Überraschung und der Fahrt nach Altos de Chavòn, dem grandiosen Konzert und sie liess auch nicht aus, dass sie sich von Carlos nach allen Regeln der Kunst hatte verführen lassen und den besten Sex ihres Lebens gehabt hatte. Mit ihrem inneren Kampf und der heutigen Rückfahrt beendete sie ihren Bericht. Wow! war erst einmal Alles was Sammy dazu sagen konnte. Nach ein paar Schweigeminuten fragte sie dann: Was daran ist nun so schlimm, dass du so fertig bist? Und Kira antwortete: Ich habe mich ehrlich gut gefühlt mit Carlos, es war ein fantastischer Tag und der Abend hätte auch nicht schöner sein können. Auch der Sex mit ihm ja, ich habe es mit jeder Faser genossen. Das Schlimme daran ist nur, dass ich nicht wirklich verliebt in Carlos bin und dieser blöde Martin immer wieder durch meinen Kopf geistert. Deshalb fühle ich mich irgendwie schuldig…” Na hör mal, der Martin meldet sich nicht und du hast Schuldgefühle wegen ihm? Das ist echt blöd! Habt ihr Kondome benutzt? Als Kira nickte, fuhr Sam fort: Das ist gut, wenigstens ist er verantwortungsbewusst. Jeder Mensch braucht ab und zu mal Sex, deswegen brauchst du dir nicht so den Kopf zu zerbrechen. Ausserdem ist unser Urlaub leider bald zu Ende und wenn du keinen Kontakt zu Carlos möchtest, lässt du die Sache einfach einschlafen. Und zu deiner Entschuldigung, nachdem Carlos gestern so aufgetrumpft hat, mit tollem Essen, Konzertbesuch, Kerzenschein usw., welche Frau wäre da bitteschön nicht schwach geworden? Aber woher hat ein stinknormaler Animateur so viel Geld? Das Ganze muss ja ein kleines Vermögen gekostet haben! Vielleicht ist der liebe Carlos ja ein steckbrieflich gesuchter Bankräuber? überlegte Sam. Sie kam aber zu keinem Ergebnis in ihren Überlegungen. Kira fühlte sich nach den aufmunternden Worten ihrer Freundin erleichtert und wollte wissen wie Sam und Miguel den Tag und die Nacht verbracht hatten. Jetzt geriet Sammy ins Schwärmen. Miguel hatte für das Geschäft neue Waren direkt bei einem Kunsthandwerker abholen müssen und sie hatten das Notwendige mit dem Schönen verbunden und einen interessanten Ausflug ins Innere der Insel Hispaniola unternommen. Zuerst waren sie nach San Francisco de Marcoris gefahren und hatten sich in der geschichtsträchtigen Stadt umgesehen. Weiter ging es über La Vega zum Ziel ihrer Fahrt: Jarabacoa. Wegen des ganzjährig frühlingshaften Klimas mit Durchschnittstemperaturen um 21°C wird sie auch Die Stadt des ewigen Frühlings genannt. Hier gedeihen herrliche Kiefernwälder die Besucher an die europäischen Alpen erinnern. Der Ort liegt 530 m über dem Meeresspiegel eingebettet in der zentralen Bergkette der Dominikanischen Republik. Durch das Tal fliessen die wichtigsten Flüsse der Republik und weil es hier so fruchtbar ist, werden verschiedene Gemüse, Nüsse, Früchte wie z.B. Erdbeeren, Blumen und der berühmte dominikanische Kaffee angebaut. Miguel wollte unbedingt Wildwater-Rafting auf dem Yaque del Norte machen, aber dafür bin ich nicht zu haben. erzählte Sam. Also hat er mir den Wasserfall Jimenoa gezeigt. Der ist richtig gross    und wenn man möchte, kann man da sogar bergsteigen. Auch der höchste Berg der Karibik, der Pico Duarte, ist dort. Ich sage dir, auch ohne Meer- und Strandnähe hat die Dominikanische Republik wahnsinnig viel zu bieten! Kira war echt überrascht, sie hatte angenommen, die Repùblica Dominicana würde nur für Strandurlauber interessant sein. Sam berichtete weiter: In einem gemütlichen Restaurant haben wir Mittag gegessen. Es gab für diese Region typische Gerichte und es war super lecker. Danach haben wir Jose, den Künstler, aufgesucht. In seiner kleinen Werkstatt macht er den schönsten Schmuck, den du dir vorstellen kannst. Echt irre! Und Samantha liess Kira an ihrem neu erworbenen Wissen teilhaben: Larimar, auch bekannt als blauer Pectolite, ist ein Halbedelstein. Den Larimar findet man hier im Lande nur in einem begrenzten Gebiet und bisher ist weltweit kein anderes Abbaugebiet bekannt. Er repräsentiert einen kleinen Teil der geologischen Geschichte des Landes und wird wegen seiner Fragilität von Hand abgebaut, was harte Arbeit bedeutet. Der Larimar entstand kurz nachdem sich die Insel vor 100 Millionen Jahren aus dem Meer erhob. Über die Jahre wird der Larimar immer mehr als einer der seltensten und originellsten Edelsteine geschätzt. Kira war ganz baff über die interessanten Informationen. Du hörst dich an, als ob du ein Larimar-Fan geworden bist! neckte sie Sammy. Ja, ich gestehe, ich bin total fasziniert von diesem Halbedelstein und auch davon, was Jose alles für spektakuläre Stücke daraus arbeitet. Du hättest es mit eigenen Augen sehen müssen, um zu verstehen, was ich genau meine. antwortete Sam.  Auf der Rückfahrt hatten sie noch an verschiedenen interessanten Punkten angehalten und Miguel hatte ihr voller Stolz die Schönheit seines Landes gezeigt. Er hatte ihr auch vom See Enriquillo, der von dem majestätischen Neiba-Tal und der gleichnamigen Wüstenlandschaft umgeben wird, erzählt. Diesen stark salz- und sulfathaltigen See, der als der wertvollste Schatz  der Dominikanischen Republik gesehen wird und einzigartig in der ganzen Karibik ist, würde Miguel ihr zu gerne zeigen. Im See gibt es eine 2600 Hektar grosse Insel, die ein Naturschutzgebiet ist. Vor allem die dort lebenden amerikanischen Krokodile haben es Miguel angetan. Aber leider war die Entfernung zu gross, um einen Abstecher dorthin zu machen. Auch vom Polo Megnètico, wo man entgegen aller Naturgesetze ein Auto aufwärts rollen sehen kann, konnte Miguel Sammy nur erzählen. Aber er hat mir versprochen, dass er mir Beides zeigt. Du siehst, ich MUSS bald wieder herkommen, sonst kann Miguel sein Versprechen ja nicht einlösen und das geht nun mal gar nicht. beendete Samantha ihren Bericht. Darüber, wie sie die Nacht verbracht hatten, wollte sie lieber schweigen, aber sie blinzelte Kira vielsagend zu. Vom vielen Erzählen und Zuhören waren sie beide hungrig geworden und beschlossen, erstmal das Buffet zu plündern und ordentlich zuzulangen.


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