“Aber warum dürft ihr nicht zusammen schlafen?” bohrte Kira. “Ich muss mir noch was zum essen holen, ich habe einen
Heisshunger auf Eier mit Speck. Kommst du mit?” fragte Sam und war schon aufgesprungen. Kira wollte
noch ein paar Trauben naschen und folgte Sam zum Buffet. Als sie wieder sassen,
beantwortete Sam endlich die noch offene Frage: “Also. Die Dominikaner sind zum grössten Teil sehr
gottesfürchtig und gläubig. Miguels Familie ist katholisch. Die Älteren und
zunehmend auch Junge leben nach strengen kirchlichen Regeln und Traditionen.
Sex vor der Ehe wird zwar praktiziert, ganz klar, aber nicht gerne gesehen und
schon gar nicht von den Familien gefördert. Deshalb darf ein unverheiratetes
Paar unter dem Dach der Familie auch nicht zusammen in einem Raum schlafen. Das
ist zwar ganz schön altmodisch, aber ich finde es trotzdem okay. Miguel ist
auch ein eifriger Kirchgänger und möchte, dass ich unbedingt einmal mitgehe. Könnte
interessant werden. Was meinst du?” Kira überlegte eine Weile, bevor sie ihre Meinung
kundtat: “Na ja, du willst mit Miguel zusammenbleiben. Also
werdet ihr früher oder später, wahrscheinlich früher, auch heiraten. Ja, du
solltest mit in die Kirche gehen, schon Miguel und seiner Familie zu liebe.
Vielleicht gefällt es dir sogar…” Sam guckte nachdenklich und nickte dann langsam: “Du hast recht, ich werde mitgehen.” Damit war das Thema erledigt und Sam fragte: “Was machen wir heute? Wo sind eigentlich die Anderen?” Kira zuckte zweimal die Schultern, für jede Frage
einmal. “Ich glaube die wollten heute nach Santa Barbara de
Samanà.” Plötzlich hatte Sam eine Idee: “Was hälst du von Schnorcheln? Wir leihen uns beim
Tauchcenter das Equipment und erforschen ein bisschen die Unterwasserwelt!” Kira, die eigentlich keine grosse Lust verspürte und
lieber ihr Handy im Auge behalten wollte, liess sich aber von Sams Argumenten überzeugen.
“Martin hat heute garantiert wieder eine Tour. Warum
solltest du also den ganzen Tag auf seinen Anruf warten? Was, wenn er gar nicht
anruft? Wir müssen die Tage hier und das super Wetter ausnutzen! Los gib dir
endlich einen Ruck!” Kira gab sich geschlagen und sie beendeten das Frühstück. Auf dem Weg zu ihren Zimmern hämmerte eine
Frage ständig in Kiras Kopf: “Was, wenn er gar nicht anruft?” und sie konnte keine Antwort darauf finden. Etwas später
am Strand marschierten die Beiden schnurstracks zur Wassersportbasis. Die dort
beschäftigten jungen Männer legten sich mächtig ins Zeug, um den beiden
Urlauberinnen zu gefallen. Sie flirteten auf Biegen und Brechen und die Mädels
hatten ihren Spass. Ausführlich wurde ihnen die Handhabung von Schnorchel und
Taucherflossen erklärt und die Richtung gewiesen, in der sie schwimmen
sollten. Kira und Sammy zogen Brille,
Schnorchel und Flossen an und gingen rückwärts, weil man sonst mit Flossen an
den Füssen schlecht laufen kann, langsam ins Meer. Das warme Wasser umfing
sanft ihre Körper und nun gefiel endlich auch Kira die Idee zu Schnorcheln. Sie
hielten sich genau an die Anweisungen und siehe da, es klappte auf Anhieb
richtig gut. Mit kräftigem Flossenschlag entfernten sich die beiden vom Ufer
und stiessen bald auf die angekündigte Korallenbank. Nun bewegten sie sich nur
noch langsam und machten sich gegenseitig mit Handzeichen auf jedes entdeckte
Detail aufmerksam. Das Sonnenlicht erhellte die Szenerie und beide waren ganz
fasziniert von den vielen Farben und Formen. Schwärme von kleinen Fischen die
hell schillerten flitzen vorbei und auf den dunkel rostroten bis orange
leuchtenden Korallen herrschte, versteckt zwischen allerlei Bewuchs, reges
Treiben. Kira entdeckte ein paar Seesterne und Sam musste über einen kleinen
Krebs lachen, der immer wieder versuchte ein leeres Muschelhaus umzudrehen.
Grosse Röhrenschwämme und mannsgrosse Tonnenschwämme waren in tieferen
Bereichen zu erkennen. Einige gelbgefleckte Eischnecken die auf bizarren Gewächsen
sassen, erregten nun Sammys Aufmerksamkeit. Aufgeregt packte Kira Sams Arm und
zeigte nach vorn: eine recht grosse Meeresschildkröte paddelte gemächlich in
ein paar Metern Abstand vorbei! Die
Korallenbank sah aus wie ein kleines Gebirge und die filigranen Gewächse
darauf, es mussten Weichkorallen, Fächerkorallen und Gorgonien sein, leuchteten
in den unterschiedlichsten Farben. Die beiden Freundinnen waren von dem Anblick
völlig gefangen und wie verzaubert. Weiter unten am Meeresgrund bewegte sich
der Sand und ein ziemlich flacher Fisch, der Flügel zu haben schien, schwebte
langsam über den Meeresboden, um kurz darauf wieder im Sand zu verschwinden.
Die kleinen Schwarmfische waren äußerst neugierig und näherten sich den Mädels
fast ohne Scheu. In einiger Entfernung schwammen ab und zu auch grössere,
blau-gelb gestreifte Fische vorbei und Sam erinnerte sich, genau solche schon
als Fang der Fischer gesehen zu haben. Sie zeigte sie Kira und die zeigte durch
ein Nicken, dass sie verstand, was die Freundin meinte. Als sie das Ende der plötzlich
steil abfallenden Korallen erreicht hatten, drehten sie um und betrachten die
Kulisse nun auch von der anderen Seite
eingehend. Langsam ließen sie die Korallenbank hinter sich. Nahe der Oberfläche
schossen zwei Sepien durch das Wasser. An manchen Stellen war dann das Seegras
so lang, dass es an ihren Bäuchen und Beinen saft entlangstrich. Kurz nachdem
nur noch Sand und Seegras unter ihnen zu sehen war, konnten sie bereits wieder
stehen und ruhten ihre Beine von der ungewohnten Bewegung etwas aus. Sam und
Kira hatten leuchtende Augen und zufrieden lächelnde Gesichter. Was für ein schönes
Erlebnis! Bei ihren Sachen im Wassersportcenter angekommen, erschraken sie
richtig, als sie feststellten, dass nahezu drei Stunden vergangen waren. Flugs
machten sie sich auf den Weg, um noch etwas vom Mittagessen abzubekommen.
Neugierig wie es weitergeht?
Entweder morgen weiterlesen oder direkt zum Download
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