Dienstag, 28. Mai 2013

15. Kapitel / 1



Wunderschöne Unterwasserwelt

Kira schrak aus einem diffusen Traum hoch und brauchte ein paar Momente, um zu sich zu kommen. Im Fernsehen wurden die Folgen der Finanzkrise für die Autoindustrie erörtert. Ihr Kopf dröhnte und ihr Magen schien die ganze Nacht Achterbahn gefahren zu sein. Kira rappelte sich auf, um die Fernbedienung zu suchen. Die lag vor dem Bett und Kira schaltete den Apparat aus. In der plötzlichen Dunkelheit fiel ihr etwas ein. “Martin!” durchzuckte es sie und schnell knipste sie die Nachttischlampe an. Fieberhaft suchte sie ihr Handy und fand es schliesslich im Bett. Es war ganz warm, weil sie darauf gelegen hatte. Ein Blick auf das Display genügte, um festzustellen, dass er nicht angerufen hatte. Schwer enttäuscht trottete sie ins Bad um sich ein wenig frisch zu machen. Sie zog Jeans und T-Shirt aus und streifte das Nachthemd über. Danach schaute sie auf den Wecker. Es war gerade mal 4.17 Uhr. Kira hob das Glas vom Boden auf, das ihr wohl aus der Hand gefallen war und stellte es auf den Tisch. Sie kroch in das Bett und legte sich vorsichtig hin. Ihr Kopf drohte zu zerspringen. Zum Glück legte sich bleierne Müdigkeit auf sie und bald war sie noch einmal eingeschlafen. Als Kira das nächste Mal zu sich kam, war es blendend hell im Zimmer. Sie hatte sogar vergessen, die Vorhänge zuzuziehen. Kira überlegte, ob sie liegen bleiben oder aufstehen sollte. Und entschied sich für Aufstehen. Ihr Kopf schmerzte noch etwas und im Mund fühlte es sich klebrig und ausgedörrt an. Kira schlich ins Badezimmer und putzte erst einmal gründlich ihre Zähne. Schon besser. Nachdem sie geduscht hatte, fühlte sich auch der Kopf deutlich weniger gross an und nur der Magen schien in den Kniekehlen zu hängen. Langsam zog sie sich an. Weil ihr vor Hunger schon so schlecht war, ging sie frühstücken. Als sie in ihr zweites Brötchen biss, erschien Sammy. “Dachte ich mir doch, dass ich dich hier finde!” rief Sam fröhlich und liess sich auf einen Stuhl plumpsen. Sie sah das Mobiltelefon neben Kiras Teller liegen und ahnte, dass Martin nicht angerufen hatte. Die Freundin empfand Mitleid mit Kira, die wie ein Häufchen Unglück wirkte. Um sie abzulenken, erzählte Samantha von der gestrigen Fahrt nach Rincon. “Wegen der holprigen Strasse sind wir mit Miguels Motorrad gefahren. Ich auf einer Geländemaschine, man glaubt es nicht! Aber Miguel ist ein vorsichtiger Fahrer und meine Angst hielt sich in Grenzen. Aber unheimlich war es. Weit und breit nur Wald und Busch, ab und zu mal ein paar Häuser und Alles stockfinster. Ich war heilfroh als wir nach unendlich langer Zeit endlich in Rincon ankamen. Am Strand brannte ein grosses Lagerfeuer und die Fischer mit ihren Familien sassen gemütlich beisammen. Miguel kennt die meisten Leute dort und wir wurden überaus herzlich begrüsst. Als ich dann noch erklärt habe, warum wir gekommen sind und das Geld übergeben habe, kannte die Freude keine Grenzen mehr. Spontan wurde eine Party gefeiert. Jemand holte seine Gitarre und sang, Fisch wurde gegrillt und Bier rangeschleppt. Es war total lustig. Dominikaner feiern so gerne und lassen keine Gelegenheit zum Party machen aus. Wir sind also ordentlich versumpft und haben den Rest der Nacht, natürlich wieder in getrennten Schlafzimmern, bei einer Tante von Miguel verbracht.” beendete Sam ihren Bericht. Obwohl Samantha daran zweifelte, dass Kira überhaupt zugehört hatte, fragte die kauend: “In der Wildnis um Rincon soll es noch frei lebende Leguane geben, hast du welche gesehen?” und weiter:  “Warum dürft ihr eigentlich nicht zusammen schlafen?” Sam trank einen Schluck heissen Kaffee und antwortete dann: “Nö, gesehen habe ich keinen Leguan, aber Miguel hat mir unterwegs ein Anwesen gezeigt, dass als Leguanstation genutzt wird. Leider habe ich vor lauter Dunkelheit nichts gesehen. Schade eigentlich. Aber Wildkatzen und jede Menge Geckos waren am Strand. So ein kleiner grüner Gecko ist vom Baum gefallen und genau auf meiner Jeans gelandet. Vor lauter Schreck hab ich gequietscht und wäre fast in Ohnmacht gefallen! Kannst dir ja sicher vorstellen, was das für ein Gelächter gab! Auf jeden Fall ist der Kleine noch ne Weile auf mir rumgeklettert und ich hab ihn mir genau beguckt. Eigentlich sind die gar nicht eklig und fressen jede Menge  blöde Moskitos. Die biestigen Viecher haben mich überall total zerstochen.” und Sam zeigte Kira ihren zerstochenen Arm als Beweis. Kira musste bei der Vorstellung, wie Sammy wegen einem kleinen Gecko gequiekt hatte, ordentlich schmunzeln und Sam freute sich, Kira etwas abgelenkt zu haben.


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