Ihre Einkaufstüten entleerte sie auf das Bett und alles purzelte wild
durcheinander. Mit einem sicheren Griff zog sie ihr neues Kleid aus dem Haufen
und hängte es auf einem Kleiderbügel von aussen an die Schranktür. Die
passenden Sandalen stellte sie ordentlich darunter. “Was Martin wohl zu diesem Outfit sagen würde? Ob ich ihm darin gefalle?” überlegte sie. Schnell sortierte sie den restlichen
Einkauf und räumte alles in den Schrank. Ein Blick auf das Handy - Ladestand
okay, kein verpasster Anruf - und sie holte den süffigen Moscatel aus der
Minibar. Sie füllte zwei Gläser mit Eis und Wein, schnappte sich ihr Telefon
und stellte alles auf den Terrassentisch. Auch Sam kam mit zwei Gläsern, sie
hatte Cuba-Libre gemixt. Verdutzt guckten sich die Freundinnen an und mussten
dann laut lachen. “Na dann, Salud!” Sam hob ihren Cuba-Libre und Kim stieß mit Moscatel mit ihr an.
Samantha hatte eine spanische CD eingelegt und beide hingen eine Weile ihren
Gedanken nach. “Puh, ich rieche wie ein ganzes Affenhaus!” stellte Sammy entsetzt fest, als sie an ihrem, vom anstrengenden Tag
verschwitzten, Shirt roch. “Ich springe erstmal
unter die Dusche, sonst ekele ich mich vor mir selbst.” Kira meinte: “Ist gut, ich bleibe hier und geniesse es, einfach gemütlich da zu
sitzen.” Und Sam huschte in ihr Zimmer. Als Kira allein auf der Terrasse sass,
wanderten ihre Gedanken sofort zu Martin und sie versuchte ihr Handy zu
hypnotisieren, damit es endlich klingelt. Ein Blick zur Uhr verriet ihr, dass
es kurz nach 18 Uhr war. Irgendwie beschlich sie ein ganz komisches Gefühl,
ihre Handflächen wurden feucht und ihr Herz pochte vor Aufregung. Um sich zu
beruhigen trank sie schnell ihr Glas leer. Aber die innerliche Unruhe liess
sich nicht vertreiben. Kira schob es darauf, dass sie sich auf Martins Anruf so
sehr freue. Ungeduldig wartete sie, aber das dumme Ding von Mobiltelefon gab
noch nicht einmal einen kleinen Pieps von sich. Eine halbe Stunde später
tauchte Sam wieder auf. Sie roch angenehm frisch und hatte sich bequem
angezogen. Blaugemusterter Wickelrock, weisses T-Shirt und Flip Flops. Die
Haare hingen ihr feucht um den Kopf und kringelten sich wie kleine Schlangen.
Kira bemerkte, dass Sam unwahrscheinlich braun geworden war und Sammy freute sich
darüber. “Los, geh auch duschen! Ich passe auf dein Handy auf und wenn er anruft,
bringe ich es zu dir ins Badezimmer.” befahl Sam
und Kira überlegte. “Sam hat recht. Hier zu sitzen und blöd aufs Handy zu starren bringt
nichts. Wenn er anruft, bin ich wenigstens schon geduscht und zur Not innerhalb
von zehn Minuten umgezogen, falls er ohne vorher anzurufen auftaucht.” Sie verschwand im Bad und Sam schüttelte lachend den Kopf über Kiras
Ungeduld. Nach einer extrem rekordverdächtigen Dusche in punkto Schnelligkeit
rief Kira laut: “Und?” Sam antwortete ebenso laut: “Nichts!” Kira zog sich Jeans und Shirt an und wickelte ein Handtuch um ihre
feuchten Haare. Der Fön würde zu viel Krach machen, womöglich überhörte sie das
Handyklingeln. Sie hockte sich wieder zu Sam auf die Terrasse und nippte am
zweiten Glas Wein. Das Eis war inzwischen geschmolzen und der Wein verwässert.
Aber Kira nahm es nicht wahr. Sie starrte zum Telefon und guckte betrübt. Sam
schaute zur Uhr. “Los Kira, wir gehen jetzt essen!” befahl sie.
Kira wollte zwar nicht, aber Samantha liess nicht locker. Kira zog sich das
Handtuch vom Kopf und hängte es zum Trocknen über die Stuhllehne. Langsam
entwirrte sie ihre langen Haare und schlang sie zu einem Knoten, den sie am
Hinterkopf befestigte. Sam wartete ungeduldig. Als Kira endlich soweit war,
hakte Sam sie unter und zog sie bis in den Speisesaal. Kira hielt ihr Handy
krampfhaft in der Hand und kontrollierte, ob sie auch guten Empfang hat. Heidrun,
Micha, Thomas und Katrin sassen an dem gewohnten Stammplatz und redeten über
das heute erlebte. Kira und Sam setzen sich zu ihnen. Kira hatte absolut keinen
Hunger und Sammy marschierte alleine zum Buffet. “Warum ruft er nicht an? Dauert seine Exkursion etwa länger? Vielleicht
ist sein Akku leer?” Kira überlegte hin und her warum Martin sich nicht meldete und kam zu
der Überzeugung, dass er ganz sicher noch anrufen würde. Sie entspannte sich
bei dem Gedanken etwas und war nun in der Lage, den Gesprächen am Tisch zuzuhören.
Samantha kam mit ihrem vollen Teller zurück und während sie hungrig zulangte,
erzählte sie von den Fischern am Strand und dass Miguel sie später nach Rincon
fahren würde. Bereitwillig zückten die Bootsausflügler ihre Geldbörsen und Sam
war sehr zufrieden mit der Summe die zusammenkam. Miguel und sie würden den
hilfsbereiten Leuten das Geld übergeben und hoffentlich auch ein wenig damit
helfen können. Kiras Magen knurrte leise, aber sie hatte keinen Appetit. Um
ihren Magen zu beruhigen, trank sie drei Gläser Fruchtsaft und das böse Knurren
legte sich. Samantha verabschiedete sich bald darauf und die Anderen
diskutierten, wie sie den Abend verbringen wollten. Kira entschuldigte sich,
sie müsste noch am Reisebericht schreiben und ging zu ihrem Zimmer. “Sicher ist sicher!” dachte sie sich und hängte ihr Handy an das Ladekabel. Der Balken für
die Netzversorgung zeigte vier Striche und Kira war zufrieden. Sie überlegte,
ob sie jetzt wirklich mit dem Reisebericht anfangen sollte, verwarf den Gedanken
aber sofort, sie fühlte sich zu unruhig. In den Tiefen ihres Koffers fand sie
den Roman, den sie bisher auch noch nicht angefangen hatte. Kira setzte sich in
das Bett und stopfte sich die Kissen in den Rücken. Als sie die bequemste
Sitzposition gefunden hatte, begann sie den Roman zu lesen. Aber ihre Gedanken
schweiften immer wieder ab und sie musste wieder von vorn anfangen. Ihr Wecker
tickte leise und eintönig und Kira sah nach, wie spät es ist. 21.30 Uhr. Immer
noch kein Anruf! Sie kletterte wieder aus dem Bett und hörte ihre Mailbox ab.
Nichts. “Vielleicht hat er eine SMS geschickt?” Nein, auch
nicht. Sie schaltete das Handy aus, öffnete das Gehäuse, entnahm Akku und
SIM-Karte und baute es wieder zusammen. Noch einmal alles kontrollieren. Kein
Anruf, keine SMS, keine Sprachnachricht. Nur die Ladekontrolle zeigte an, dass
der Akku vollständig geladen sei. Kira stöpselte das Netzteil aus und legte es
zurück in den Schrank. Ihr Magen begann wieder zu murren und Kira trank zwei Gläser
Wasser. Diesmal half es allerdings nicht und das Hungergefühl bohrte weiter in
ihr. Kira begann noch einmal mit dem Buch und versuchte krampfhaft ihre
Konzentration auf die Zeilen zu lenken. Nach einer weiteren halben Stunde legte
Kira das Buch zur Seite und schaltete den Fernseher ein. Sie zappte sich durch
alle Kanäle, fand aber keinen Sender der ihr zusagte. Also schaute sie eine
Weile CNN. Inzwischen nagte Frust an ihr und sie stöberte in der Minibar. Sie
nahm die angefangene Flasche Moscatel und füllte ihr Glas. Hastig trank sie in
grossen Schlucken und schüttete auch
noch den Rest der Flasche in sich hinein. Ihr wurde wohlig warm und der Magen
stellte seinen Protest ein. Sie mixte sich noch einen Cuba-Libre und machte es
sich auf dem Bett bequem. In ihrem Kopf bereitete sich eine weiche Wolke aus
und die hochprozentige Mixtur schmeckte mit jedem Schluck besser.
Neugierig wie es weitergeht?
Entweder morgen weiterlesen oder direkt zum Download
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