Montag, 22. April 2013

4. Kapitel / 3


Zum Glück kletterten gerade die ersten Touristen an Bord des ehemaligen Fischkutters und so kam Kira vorerst um eine Antwort herum. Das Einsteigen verlief reibungslos und so tuckerten sie in Kürze aufs offene Meer hinaus. Sobald der Kahn Fahrt aufnahm, begrüsste Martin die Gäste an Bord und erklärte, wo sich Schwimmwesten und weiteres Rettungsequipment befinden. In lockerer Form berichtete er über einige Details ihres schwimmenden Untersatzes und verteilte an nicht seefeste Personen Tabletten gegen Seekrankheit. Sam fand das sehr lustig, sie kicherte glucksend und fing sich deshalb einen strafenden Blick von Martin ein. Der hatte Kira seit dem Geplänkel beim Wiedersehen nicht mehr beachtet. Ein blutjunges Ding mit riesigem Dekollete und endlos langen Beinen scharwenzelte die ganze Zeit um Martin herum und warf ihm schmachtende Blicke zu. Ihm schien das durchaus zu gefallen und Kira ärgerte sich fürchterlich darüber. Im nächsten Moment ärgerte sie sich, weil sie sich darüber ärgerte und dachte: Mir doch egal was der Kerl treibt, von dem lasse ich mir den Ausflug nicht verderben. Im Stillen musste sie aber zugeben, dass er verdammt gut aussah. Er musste beim Frisör gewesen sein, denn das lockige hellbraune Haar saß perfekt in einen schicken Schnitt und durch die ständige Arbeit unter der Sonne hatte es hellblonde Strähnen bekommen. Zu seinem royalblauen Poloshirt mit dem Logo des Reiseveranstalters trug er beigefarbene Cargohosen, was ihn ungemein sportlich-sexy aussehen liess. Kira schaute schnell weg und musste schlucken. Der Kutter glitt in rascher Fahrt durch das ruhige Wasser des Meeres und unterwegs sahen sie verschiedene andere Wassergefährte, die auch zum Walwatching unterwegs waren. Nach einiger Zeit begann Martin über das Ziel dieses Ausfluges, die Buckelwale, zu berichten und alle Mitfahrenden lauschten gespannt. So erfuhren die Touristen, dass die Wale eine sehr weite Reise von arktischen Gewässern bis in die Bucht von Samanà zurücklegen, um hier im warmen Wasser des Atlantiks ihre Kälber zur Welt zu bringen. Wale kehren immer an den Ort ihrer Geburt zurück und anhand ihrer Schwanzflosse, die bei keinem Exemplar gleich ist, lassen sich die Tiere sehr gut identifizieren. Ein kleiner Junge unterbrach den interessanten Bericht, weil er wissen wollte, wo denn nun die Fische zu sehen seien. Martin erklärte ihm in kindlich verständlicher Form, dass Wale keine Fische sind, sondern zu den Säugetieren gehören. Im Zoo oder Meeresaquarium könne man sich die friedlichen Riesen immer ansehen, aber hier, auf dem offenen Meer muss man manchmal viel Geduld aufbringen, um einen oder gar mehrere Buckelwale beobachten zu können. Wie auf Kommando rief plötzlich ein Herr: Da, da drüben ist Einer! und Alle stürzten auf die linke Seite des Bootes, um auch zu sehen, was der Mann für einen Wal hielt. Martin musste die versammelte Mannschaft nun enttäuschen: Das ist nur ein Stück einer abgestorbenen Palme. Aber wenn Sie aufmerksam die Meeresoberfläche beobachten, können Sie eine Fontäne, ähnlich eines Springbrunnens sehen, wenn der Wal beim Auftauchen die Luft ausbläst. Kira stieß Samantha mit dem Ellenbogen an und flüsterte: Sieh mal, der Schatten da. Ob das ein Wal ist? Sam machte ihre Kamera startklar und schaute gebannt auf die Wasseroberfläche. Plötzlich tauchte nur wenige Meter von Ihrem Boot entfernt ein riesiger schwarz-weisser Körper aus dem Wasser auf und sprang ein Stück durch die Luft, bevor er spritzend wieder ins Meer eintauchte. Nun waren alle an Bord wie elektrisiert und es entstand aufgeregte Hektik. Ihre Geduld wurde reichlich belohnt und alle fotografierten oder nahmen per Video die gigantischen Tiere auf. In einiger Entfernung um ihren Kutter herum tummelte sich eine Walmutter mit ihrem Neugeborenen, das zum Luftholen noch sehr oft an die Oberfläche kommen musste. Ein Stück weiter sprang wieder ein Wal und die Begeisterung kannte keine Grenzen mehr.

Neugierig wie es weitergeht?

Entweder morgen weiterlesen oder direkt zum Download

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen