6. Kapitel / 1
Katerstimmung am Morgen
Am nächsten Morgen
regnete es und dicke Wolken hingen über dem Paradies. Kira, in deren Kopf ein
Dampfhammer dröhnte, zog sich die Decke über den Kopf und wollte nie wieder das
kuschelige Bett verlassen. Leise schlich sich Samantha ins Zimmer. Wohl ahnend
in welchem Zustand sich die Freundin befinden würde, hatte sie für Kira Aspirin
besorgt. Vorsichtig zog sie die Bettdecke zurück und grinste Kira aufmunternd
an. Aus der Minibar hatte sie eine Flasche Wasser genommen und gab Kira die
Tablette. Schweigend setzte sie sich auf den Bettrand und wartete, dass es dem
Alkoholopfer besser ging. Nach einer Weile rappelte sich Kira auf und bevor Sam
ihre neugierigen Fragen loswerden konnte, stürzte sie ins Badezimmer. Geduscht
und in einen flauschigen Hotelbademantel gewickelt, kam Kira aus dem Bad und
sah nicht mehr ganz so zerknittert aus wie vor 15 Minuten. “Und?” fragte Sam. “Was, und?” stellte Kira, die genau wusste was Sammy so brennend
interessierte, brummend ihre Gegenfrage. Sam beschloss sie erstmal in Ruhe zu
lassen und machte einen Vorschlag: “ Du ziehst dich jetzt gemütlich an und ich hole dich
dann zum Frühstück ab. Nach einem guten Kaffee und einem Katerfrühstück sieht
die Welt gleich wieder freundlicher aus.” Kira zeigte sich einverstanden und die Freundin zog
ab. Als sie eine Weile später im Restaurant bei einer Tasse Kaffee sassen, kam
Carlos strahlend wie ein Honigkuchenpferd an ihren Tisch. Auf einem Tablett
servierte er Kira einen unbekannten Drink und eine dunkelrote Rose. Er begrüsste
Samantha mit einer angedeuteten Verbeugung und drückte Kira einen Kuss auf die
Stirn. “Wie geht es dir, Seesternchen? Ich habe dir ein
Glas Medizin mitgebracht. Trink, auch wenn es nicht gut schmeckt. Ich schwöre,
in fünf Minuten fühlst du dich wie neu geboren. Es ist das Geheimrezept meiner
Urgrossmutter und hat mir auch schon oft geholfen.” Kira schaute kläglich zu ihm auf und nahm einen
kleinen Schluck des Gebräues. Es schmeckte sauer, bitter und salzig zugleich -
absolut undefinierbar aus welchen Zutaten das Getränk gemixt wurde. Carlos
bestand darauf, dass sie austrinkt und tapfer schluckte Kira den Rest der Flüssigkeit
herunter. Carlos nickte zufrieden und erklärte, dass es bedauerlicher Weise zur
Show-Probe müsse und den ganzen Tag keine Zeit für Kira hätte. “Mi Estrella de Mar, mi linda Estrella, heute Abend gehöre
ich nur dir! Geniesse den Tag! Ich werde dich zu finden wissen!” Er küsste Kira nochmals auf die Stirn und
verabschiedete sich bei Sam. Damit verschwand er. “Wow, der legt sich ja ins Zeug!” konstatierte Samantha. Sie löcherte Kira so lange mit
Fragen, bis der nichts anderes übrig blieb, als alles was sie über Carlos
wusste, haarklein zu erzählen. Unterdessen hatte der Trank wahre Wunder gewirkt
und Kira verspürte einen heftigen Hunger. Als beide es sich mit hochgepackten
Tellern voller Frühstücksleckereien wieder am Tisch bequem gemacht hatten,
konnte sich Sammy ihren Kommentar nicht länger verkneifen: “Also weisst du, ein Animateur! Das sind doch alles
Weiberhelden, die es nur darauf abgesehen haben, so viele Frauen wie möglich
flachzulegen. In der Türkei z.B. laufen jedes Jahr Wetten, wer der Beste
Aufreisser ist und die prahlen überall mit ihren Eroberungen, das habe ich
selbst erlebt. Lass besser die Finger von dem, bevor er dir das Herz bricht.
Oder hat er dich etwas schon…?” erschrocken starrte Sammy ihre Freundin an. Kira
antwortete mit weinerlicher Stimme: “Na eben nicht! Ich wollte schon, aber er hat mich
einfach alleine ins Bett geschickt!”
“Da hast du aber wirklich Glück gehabt!” erleichtert biss Samantha in die nächste Semmel. Kira
überlegte, ob es wirklich so ein Glück war, kam aber zu keinem Abschluss ihrer
Gedanken, weil jetzt Sam herzerweichend seufzte. “Bei dir läuft doch alles bestens, warum machst du denn
so ein trauriges Gesicht?” wollte Kira nun ihrerseits in Erfahrung bringen. “Na das ist ja gerade das Dilemma! Mit Miguel und mir,
das könnte wirklich Liebe sein. Aber in anderthalb Wochen fliege ich nach Hause
und dann? Was soll aus uns werden?”
“Fernbeziehung.”
lautete Kiras lakonische Antwort. “Dafür bin ich wirklich nicht gemacht. Wenn ich
verliebt bin, will ich möglichst jede freie Minute mit meinem Schatz
verbringen. Eine Fernbeziehung würde mich fertigmachen. Miguel hat mich schon
inständig gebeten hier bei ihm zu bleiben. Aber was wird mit meinem Leben in
Deutschland? Meine Arbeit, meine Freunde, meine Familie und Minka, meine Katze?” Bevor Sammy nun losheulen konnte vor lauter
Verzweiflung, nahm Kira sie tröstend in die Arme. “
“Sammy, nicht weinen! Schau, Du bist erst ein paar
Tage hier und hast noch anderthalb Wochen vor dir. In der Zeit findet sich
bestimmt eine Lösung für das Problem. Ich helfe dir beim Überlegen, uns fällt
garantiert ein Ausweg ein.” während Kira das sagte, zweifelte sie selbst an
ihren Worten. Aber Miguel würde bestimmt eine Lösung wissen.
Neugierig wie es weitergeht?
Entweder morgen weiterlesen oder direkt zum Download
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