3. Kapitel / 1
Erste Begegnungen
Erschrocken fuhr Kira
aus dem Schlaf hoch. Irgend ein seltsames Geräusch hatte sie geweckt. Verwirrt
schaute sie sich in dem fremden Zimmer um. Es dauerte einen Moment bis sie sich
erinnerte wo sie eigentlich war. Ein Lächeln der Zufriedenheit erschien auf dem
vom Schlaf geröteten Gesicht und beruhigt liess sie sich in die weichen Kissen
zurücksinken. Da! Da war es schon wieder, dieses seltsame Geräusch! Vorsichtig
glitt Kira aus dem bequemen Doppelbett und schlich sich ans Fenster. Was sie
dort sah, löste bei ihr fröhliches Kichern aus: ein stolzer Hahn stand vor
ihrer Terrasse und krähte aus Leibeskräften. Auch Frau Huhn und fünf putzige Küken
waren eifrig bemüht kleine Insekten aus dem perfekt gepflegten Rasen zu picken.
Leise, um die lustige Hühnerschar nicht zu verscheuchen, öffnete Kira die
Terrassentür und machte es sich in einem der zwei gemütlichen Korbsessel bequem
und beobachtete das kleine Hühnervölkchen. Für sie als Stadtkind war der
Anblick einer Hühnerfamilie etwas völlig Fremdes. So etwas hatte sie nur früher
als Dreikäsehoch im Zoologischen Garten gesehen und damals waren die Affen für
sie viel interessanter gewesen. “Buenos dias” schallte es in diesem Moment von der Nachbarterrasse
herüber und Kira drehte sich nach der Ruferin um. Eine zierliche Brünette mit
zerzaustem Haar und kurzem Nachthemdchen winkte ihr zu. “Guten Morgen!” rief sie zurück. “Ach du bist Deutsche?” fragte das junge Mädchen erstaunt. “Ja, du doch auch, oder?” Flink huschte das Mädchen über die Terrasse und liess
sich in den freien Sessel plumpsen. “Ich darf doch?” fragte sie augenzwinkernd. “Na, wo du schon mal sitzt, will ich nicht so sein.” ging Kira auf den lockeren Ton ein. “Gestatten, mein Name ist Samantha Smith” sagte die Fremde und deutete eine Verbeugung an. “Mein Vater ist Amerikaner, meine Mutter Deutsche. Bis
ich sechs Jahre alt war haben wir in Los Angeles gelebt. Dann wollte meine
Mutter unbedingt zurück nach Deutschland. Inzwischen lebt mein Vater wieder in
L. A. und durch die viele Verwandtschaft in Mexico habe ich natürlich auch
spanisch gelernt. Ich kam gestern gerade auch erst hier an, nachdem ich meinen
Dad besucht hatte. Er hat mir die Reise zum Geburtstag geschenkt. So, nun bist
du dran!” verlangte Samantha. “Also ich bin Kira Kramer und habe den Urlaub bei einem
Preisausschreiben gewonnen. Ich kann nur deutsch und mein Vater hat uns
verlassen als ich noch ziemlich klein war.”
“Bei einem Preisausschreiben? Das ist ja cool! Ich
habe noch nie jemanden kennengelernt der bei so etwas wirklich etwas gewonnen hätte.
Wie lange bleibst Du? Ich fliege am 14. zurück nach Deutschland.” Kira überlegte kurz: “ Ich muss am 15. wieder zurück, aber daran mag ich
noch nicht denken. Ich bin froh, der Enge im Flieger gerade entkommen zu sein.” Die Hühner hatten sich inzwischen eine andere Stelle
für die Futtersuche auserkoren. Aber auch ohne sie war der tropische Garten
eine wahre Augenweide. Palmen, Bananenpflanzen, Bougainvillea, viele ihr
unbekannte Pflanzen und sogar Storchenschnabel konnte Kira ausmachen. “Kommst du mit zum Frühstück?” fragte ihre neue Bekannte und bei einem Blick auf
ihre zierliche Armbanduhr erschrak Kira: “Himmel, es ist ja schon 14 Uhr!” Aber Samantha beruhigte sie: “Du musst deine Uhr umstellen, du hast noch deutsche
Zeit. Hier ist es jetzt erst 9 Uhr morgens.”
“Also, dann auf ans Frühstücksbuffet!” Kurze Zeit darauf trafen sich die Beiden vor ihren
Zimmern wieder. Jetzt allerdings frisch geduscht, angezogen und mit gekämmten
Haar. “Nenn mich doch bitte Sam oder Sammy, Samantha hört
sich so furchtbar steif an. Von meinen Freunden mag ich lieber die Kurzform
meines Namens hören.” “Gut, dann sind wir ab sofort also Freundinnen.“ dachte Kira und schmunzelte über Sammys
unkonventionelle Art. Untergehakt schlenderten die Zwei auf den Wegen des herrlichen Gartens und durch
die nach allen Seiten offene Lobby Richtung Restaurant.
Neugierig wie es weitergeht?
Entweder morgen weiterlesen oder direkt zum Download
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